Eine Police für alle Fälle?
Statistiken und viele aktuelle Fälle machen die Berufsunfähigkeitsversicherung zum zentralen Thema. Das Potential ist gewaltig: ca. 80 Prozent aller Berufstätigen ist immer noch nicht oder nur unzureichend abgesichert.
Drohende Arbeitslosigkeit, Scheidung, Krieg oder Angst vor Terroranschlägen bringen die Deutschen um ihren Schlaf. Weit gefehlt: Angst haben die meisten Deutsche dagegen vor dem privaten sozialen Abstieg durch eine mögliche Berufs- oder Erwerbsunfähigkeit. Das ergab jüngst eine Umfrage der Cobus Marktforschung im Auftrag des Wiesbadener Finanzdienstleisters Delta Lloyd.
Die Furcht ist nicht unbegründet. Immerhin ca. 30 - 35 Prozent eines jeden Jahrgangs werden vor erreichen des Rentenalters berufsunfähig. ,,Allein im Jahr 2013 mussten nach Angaben des Verbandes deutscher Rentenversicherungsträger 189.795 Deutsche deswegen ihren Job vorzeitig aufgeben".*
So sind die Bundesdeutschen hinsichtlich der Berufsunfähigkeitsabsicherung nach wie vor abstinent. Lediglich ca. 20 - 23 % aller Haushalte besitzen bereits eine solche Police. Ob diese allerdings ausreicht, bleibt dahingestellt.
Der Grund dafür liegt wahrscheinlich in den Konsequenzen der gesetzlichen Reform zur Erwerbsminderungsrente, die den meisten immer noch nicht bewusst ist.
Drastische Einschnitte
Dabei hat der Gesetzgeber bereits 2001 das mit den Beiträgen zur gesetzlichen Rentenversicherung abgedeckte Risiko der Berufsunfähigkeit für nach dem 01. Januar 1961 Geborene aus dem Leistungskatalog gestrichen.
Seit der Reform erhält nur noch derjenige, der weniger als 3 Stunden täglich arbeiten kann, eine volle Erwerbsminderungsrente. Wer bis zu 6 Stunden belastbar ist, bekommt die halbe Rente. Und wer mehr als 6 Stunden arbeiten kann (auf dem gesamten Arbeitsmarkt), geht leer aus.
Die gesundheitlichen Beeinträchtigungen gehen mit immensen finanziellen Verlusten einher: ,,Im Schnitt beträgt die halbe Erwerbsminderungsrente je nach Versicherungsverlauf nur noch ca. 10 - 17 % des letzten Bruttogehaltes, die volle Rente immerhin ca. 26 - 34 %“.
Ein weiteres finanzielles Problem kann dann entstehen, wenn die Krankentagegeldversicherung ihre Leistungen vorzeitig einstellt, weil keine Arbeitsunfähigkeit mehr vorliegt. Dieses kann immer dann passieren, wenn der Versicherungsträger beispielsweise eine Berufsunfähigkeit / Erwerbsminderung noch nicht anerkannt hat, sich aber in der Prüfungsphase befindet.
Ein finanzielles Desaster droht darüber hinaus Berufsanfängern: Wer noch keine 5 Jahre in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt hat, erhält in diesem Fall keine Leistung (besondere Regelung bei Arbeitsunfall oder Krankheiten). Ebenso sind viele Selbständige auf Grund einer Sonderregelung im Haushaltsbegleitgesetz 83/84 betroffen. Diese erhalten trotz Zahlung von Mindestbeiträgen oft keine Leistung aus der Berufs - oder Erwerbsminderungsrente.
*Quelle: Deutsche Rentenversicherung Bund